Frauen im Schneesport
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Eine grosse und eine kleine Kristallkugel, sechs WM-Medaillen und ebenso viele Weltcup-Siege: Die Snowboard-Saison 2022/23 in den drei Disziplinen Freestyle, Alpin und Cross war geprägt von vielen Highlights.
Snowboard Freestyle
3. und 4. März 2023, Wintersport-Hochburg Bakuriani in der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien. An diesem Schauplatz sorgten zwei Schweizer Snowboard-Flugkünstler für Ausrufezeichen, welche sich zweifelsohne als grosse Saison-Highlights im Schweizer Freestyle-Snowboard festsetzten. Beide Athleten mussten nach ihren Runs aussergewöhnlich lange zittern, bis die Medaille feststand – und beide verfielen anschliessend in totale Euphorie: Jan Scherrer und Nicolas Huber gewannen jeweils WM-Bronze in der Halfpipe respektive im Big Air.
Halfpipe-Spezialist Jan Scherrer überzeugte bereits im ersten von drei Runs und stand seinen «Jan Tonic», den «Switch Alley-Oop Double Rodeo 1080 Indy to Nose», den nach wie vor nur er im Repertoire hat. Weil die Konkurrenten bei den schwierigen Bedingungen mit wechselnder Schneebeschaffenheit und suboptimaler Sicht zunächst reihenweise strauchelten, war der 28-Jährige nach zwei Läufen sogar auf Goldkurs gewesen. Schliesslich wurde er nur noch von den beiden Jungspunden Chaeun Lee (Südkorea) und Valentino Guseli (Australien) überflügelt.
Nicolas Hubers Ausrufezeichen
Am Tag nach Jan Scherrers Halfpipe-Bronze kam der Big-Air-Wettkampf – und die Stunde von Nicolas Huber.
Zunächst hatte wenig auf Schweizer Edelmetall hingedeutet: Beim ersten Versuch gab es Abzüge für den Zürcher, weil er bei der Landung die Hand im Schnee hatte. Der zweite Sprung missglückte ihm. Doch dank einer Steigerung im letzten Durchgang, bei dem alles stimmte – Höhe, Style und Landung –, und als auch der letzte Konkurrent um Platz 3 nicht an seine Leistung herankam, war die Bronzemedaille im Trockenen. Ein Erfolg, mit dem nicht gerechnet werden durfte: Nie zuvor war Nicolas Huber im Weltcup oder an Titelkämpfen im Big Air unter den ersten drei zu finden gewesen.
Schweizer Top-Platzierungen im Weltcup
Im Weltcup stand in der vergangenen Saison dreimal eine Schweizerin oder ein Schweizer auf dem Podest. Bereits zum Auftakt sorgte Nick Pünter für einen Paukenschlag: Beim Heim-Weltcup in Chur klassierte sich der Zürcher beim Big-Air-Event überraschend im 3. Rang und sicherte sich damit vor Heimpublikum seinen ersten Podestplatz im Weltcup überhaupt.
Snowboard Alpin
14 Weltcup-Rennen haben die Alpin-Snowboarderinnen und Alpin-Snowboarder vergangene Saison bestritten – und in zehn davon stand eine Schweizer Athletin oder ein Schweizer Athlet respektive ein Schweizer Team auf dem Podest.
Diese Top-Platzierungen gehen aber nicht aufs Konto von nur einigen wenigen Ausnahmetalenten: Sechs verschiedene Athletinnen und Athleten durften sich in der Weltcup-Saison 2022/23 mindestens einmal auf das Siegerpodest stellen. Das ist die komplette Nationalmannschaft und fast das ganze Pro-Team, die zweithöchste Kaderstufe bei Swiss-Snowboard.
Insbesondere Julie Zogg drückte der Saison ihren Stempel auf: Ein Doppelsieg in den beiden Parallel-Slaloms von Bansko (Bulgarien), je ein 2. Rang im deutschen Winterberg und im kanadischen Blue Mountain sowie Platz 3 beim Heimrennen am Prui-Hang in Scuol, so die Ausbeute der St. Gallerin im Weltcup. Nur zweimal klassierte sie sich in Einzel-Wettkämpfen ausserhalb der Top 10. Diese Konstanz den ganzen Winter hindurch wurde dann auch gebührend belohnt: Julie Zogg durfte Ende Saison nicht nur die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Parallel-Slalom-Wertung entgegennehmen, sondern zum zweiten Mal in ihrer Karriere auch gleich die grosse Kugel für den Alpin-Gesamtweltcup in die Höhe stemmen.
Erster Weltcup-Sieg
Auch Ladina Jenny trumpfte im Weltcup mit drei Podestplätzen – davon einem Sieg in Blue Mountain – gross auf, was ihr in der Gesamtwertung der Disziplin Parallel-Riesenslalom den 3. Rang einbrachte.
Hinzukamen ein Sieg und ein 3. Platz bei Mixed-Team-Wettkämpfen zusammen mit Gian Casanova. Das Duo Jenny/Casanova schloss die Disziplinen-Wertung im 2. Rang ab. Weiter sorgten im vergangenen Winter Dario Caviezel (1. in Bansko und 2. in Carezza), Jessica Keiser (3. in Bansko) und Patrizia Kummer (3. in Bansko) für Weltcup-Podestplätze.
Weltmeisterschaften von Mitte Februar im georgischen Bakuriani als Highlight der Saison
Im kleinen Kaukasus regnete es regelrecht Medaillen fürs Snowboard-Alpin-Team: Viermal Edelmetall gab es für die Schweiz. Dario Caviezel eröffnete mit Silber im Parallel-Riesenslalom, zwei Tage später sicherte sich Julie Zogg im Parallel-Slalom den WM-Titel vor ihrer Teamkollegin Ladina Jenny, bevor es für das Duo Zogg/Caviezel im Mixed-Team-Wettkampf erneut eine Medaille gab – diesmal die bronzene.
Abschied
Letzte Saison endete eine der erfolgreichsten Schweizer Snowboard-Karrieren. Patrizia Kummer, die in ihrer Karriere vier Medaillen an Grossanlässen gewonnen hatte, darunter Gold an den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi, trat Ende Saison zurück.
Zukunftshoffnungen
Gleichzeitig machte letzten Winter eine neue Generation von jungen Athletinnen und Athleten mit vielversprechenden Resultaten auf sich aufmerksam: An den Junioren-Weltmeisterschaften sicherten sich Xenia von Siebenthal Gold im Parallel-Slalom sowie Flurina Baetschi und Nicola Meisser Silber im Mixed-Team-Event. Flurina Baetschi war bereits an den World University Games im Januar als Zweite und Dritte zweimal aufs Podest gefahren.
Snowboardcross
14 Jahre war es her, seit das letzte Mal eine Schweizer Flagge von zuoberst auf einem Weltcup-Podest im Snowboardcross geweht hatte. Und seit dem letzten Schweizer Mann auf dem Siegerpodest – dem bisher einzigen überhaupt – waren gar ganze 23 Jahre vergangen. Am 12. März 2023 beendete Kalle Koblet diese Durststrecke für das Schweizer Snowboardcross-Team und fuhr in der spanischen Sierra Nevada zu seinem ersten Weltcup-Sieg.
Bereits Anfang Saison hatte sich der Zürcher im italienischen Cervinia im 3. Rang klassiert. Damit konnte er die Anzahl Podestplätze seiner Karriere in dieser Saison auf insgesamt vier erhöhen. Hinzu kamen letzten Winter drei weitere Top-10-Klassierungen, was ihm den 8. Platz im Gesamtweltcup einbrachte.
Ebenfalls nah an ein Weltcup-Podium heran kamen im vergangenen Winter Aline Albrecht und Sina Siegenthaler. Im französischen Les Deux Alpes reihten sie sich Anfang Dezember auf den Plätzen 4 und 5 ein. Die Erfolgssträhne der beiden Pro-Team-Athletinnen wurde im Verlaufe des Winters jedoch unglücklich gestoppt: Aline Albrecht zog sich im Training einen Riss des vorderen Kreuzbandes zu, Sina Siegenthaler verletzte sich während der WM-Vorbereitung am Sprunggelenk. Beide mussten die Saison somit vorzeitig beenden.
Top 10 für Lara Casanova und Sophie Hediger
Vier- respektive dreimal klassierten sich Lara Casanova und Sophie Hediger unter den besten zehn im Weltcup. Und auch an den Weltmeisterschaften in Georgien schauten für sie die Ränge 8 (Casanova) und 9 (Hediger) heraus. Tags darauf fuhr das Duo Casanova/Koblet im Mixed-Team-Wettkampf auf den 6. Platz.
Auch im Europacup, der zweithöchsten Wettkampfstufe nach dem Weltcup, überzeugte das Schweizer Snowboardcross-Team im letzten Winter – mit fünf Podestplätzen, davon zwei Siegen. Anouk Dörig sicherte sich den 2. Rang in der Gesamtwertung.
Einen Erfolg gab es zudem an den World University Games in Lake Placid: Sophie Hediger gewann die Goldmedaille an der internationalen Multisportveranstaltung.
