Frauen im Schneesport
Porträts, Interviews und weitere Informationen über Trainerinnen, Athletinnen und Frauen in Führungspositionen
Zum Dossier«Einen besseren Botschafter als Marco Odermatt kann man sich kaum vorstellen.»
Claudia Lämmli: Was mir persönlich auch noch speziell imponiert hat: Wie Lara Gut-Behrami auf die Enttäuschungen an den Weltmeisterschaften reagierte und danach zum bereits vierten Mal die Kristallkugel für die beste Super-G-Fahrerin des Winters gewann. Zum Gesamtbild gehören aber auch Erfolge im Europacup wie der Gesamtsieg von Josua Mettler oder bei den Juniorinnen und Junioren mit den WM-Titeln von Stefanie Grob und Livio Hiltbrand im Ski Alpin. Was mich für die Zukunft des Schneesports in der Schweiz allgemein zuversichtlich stimmt, ist das enorme Interesse an unseren Breitensport- und Nachwuchsanlässen wie dem Grand Prix Migros. Wir haben wieder so viele Teilnehmende wie vor der Pandemie.
Diego Züger: Dass die Alpinen so hervorragend unterwegs sind, ist für unseren Verband wirtschaftlich sehr wichtig. Zusätzlich zu den zahlreichen Erfolgen, die das Team in der Breite realisiert hat, ist es ein Riesenprivileg, dass wir uns derzeit an einem Überflieger wie Marco Odermatt erfreuen können. Einen besseren Botschafter für Swiss-Ski kann man sich kaum vorstellen.
Claudia Lämmli, wie beurteilst du das Geschäftsjahr in deiner Rolle als CFO?
Claudia Lämmli: Wir konnten die Budgetvorgabe erfüllen, deshalb verlief das Geschäftsjahr finanziell zufriedenstellend. Das Wachstum mit mehreren neuen Gesellschaften hat eine strukturelle Neuausrichtung im Finanzbereich zur Folge. Die mit dem Wachstum verbundenen Mehreinnahmen steigern die Erwartungshaltung, aber auch die Risiken. Die diversen neuen Grossprojekte zusammenzuführen und zusammenzuhalten, ist eine Herausforderung. Das Controlling wird deshalb immer wichtiger.
Der langjährige Premium Partner Raiffeisen hat den Vertrag bis 2030 verlängert. Was gibt es sonst noch für News aus dem Bereich Sponsoring?
Diego Züger: Das langfristige Bekenntnis von Raiffeisen zu Swiss-Ski ist für uns ein Meilenstein. 2030 wird sich Raiffeisen bereits während 25 Jahren, also einem Vierteljahrhundert, bei uns engagiert haben – und dies auf der ganzen Breite, also nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch regional und lokal. Vom Nationalteam bis zum Skiclub, vom Weltcup-Rennen bis zum Kinderrennen – Raiffeisen ist mittendrin. Mit Engagements bei Swiss Paralympic und Special Olympics Switzerland setzt sich Raiffeisen auch im Schneesport für Menschen mit Beeinträchtigung ein. Unsere Partnerschaft mit Raiffeisen ist ein Sinnbild für die hohe Stabilität im Bereich Sponsoring, die sich beispielsweise auch in der Zusammenarbeit mit den weiteren Premium Partnern Helvetia und BKW zeigt.
Das Matterhorn Speed Opening musste abgesagt werden. Was sind die Stärken des Projekts, was die Herausforderungen – und was ist der aktuelle Stand?
Diego Züger: Die Landschaft mit dem Matterhorn im Zentrum, die Höhenlage, die länderübergreifende Strecke mit Start auf der Schweizer Seite und Ziel auf der italienischen Seite – all das macht das Speed Opening zu einem einzigartigen Projekt. Es ist zudem eine hochattraktive Möglichkeit, die Saison zu verlängern, wovon alle Stakeholder profitieren: Athletinnen und Athleten, Sponsoren und Partner, Fans, Industrie. Dass es wegen Schneemangels ausgerechnet im ersten Jahr nicht geklappt hat, ist ein Rückschlag, ändert aber nichts am überzeugenden Konzept. Als Reaktion darauf sind die Rennen nun zwei Wochen später angesetzt als in der vergangenen Saison. Ich bin überzeugt, dass die Premiere im zweiten Anlauf gelingen wird.
«Die Schweizer Weltcup-Veranstalter bewegen sich auf Weltklasse-Niveau.»
Die Bedingungen waren im vergangenen Winter allgemein herausfordernd für die Weltcup-Veranstalter.
Diego Züger: Aufgrund der teils geringen Schneemengen wegen der hohen Temperaturen waren die Herausforderungen sehr gross, gleichwohl konnten fast alle unsere Heim-Weltcups planmässig durchgeführt werden. Die Schweizer Weltcup-Veranstalter bewegen sich auf Weltklasse-Niveau, das hat sich im vergangenen Winter einmal mehr gezeigt. Als Beispiel dient da der Weltcup in Adelboden, wo die Verantwortlichen alles daran gesetzt haben, dass trotz schwierigster äusserer Bedingungen eine weltcuptaugliche Strecke präpariert werden konnte. Wir haben die Zusammenarbeit mit den Veranstaltern intensiviert, was sich insbesondere in sehr schwierigen Situationen als hilfreich erweist.
Im kommenden Dezember finden in Lenzerheide erstmals Biathlon-Weltcup-Rennen in der Schweiz statt. Wie laufen die Vorbereitungen, auch im Hinblick auf die WM 2025?
Diego Züger: Das Team um den CEO Jürg Capol und den OK-Präsidenten Stefan Engler macht einen sehr guten Job, die Vorbereitungen sind auf Kurs. Wir sind mit allen Stakeholdern auf einem guten Weg, nachdem es etwas Zeit gebraucht hat, uns zu finden. Biathlon ist in der Schweiz im Kommen, diesen Aufschwung müssen wir nutzen. Wir haben Athletinnen und Athleten in unseren Reihen, die an den Highlights Heim-Weltcup und Heim-WM mit guten Aussichten am Start stehen werden. Wir müssen den eingeschlagenen Weg aber konsequent weitergehen und weiter in den Sport investieren, um an der WM und danach den Aufwärtstrend fortsetzen zu können.
Welche Anstrengungen hat Swiss-Ski im zurückliegenden Geschäftsjahr im Bereich Nachhaltigkeit unternommen? Und wo seht ihr Handlungsbedarf für die Zukunft?
Diego Züger: Swiss-Ski hat im vergangenen Sommer seine Nachhaltigkeitsstrategie 2022 – 2030 verabschiedet. Zusammen mit BKW haben wir den Verein Snowstainability gegründet, der Gelder generiert, mit denen nachhaltige Projekte finanziert werden können. Erste Projekte wie etwa die Beleuchtung der Schanzen Einsiedeln konnten bereits umgesetzt werden. Wir nehmen das Thema Nachhaltigkeit seit vielen Jahren ernst, aber als Verband müssen wir noch mehr machen. Kein Greenwashing, sondern konkrete Massnahmen. Gleichzeitig stört es mich, wenn der Schneesport als Treiber der Klimakrise dargestellt wird. Um oft ungerechtfertigte oder zumindest unverhältnismässige Kritik einzudämmen, müssen wir besser kommunizieren.
Das Fokusthema im diesjährigen Jahresbericht ist «Frauen im Schneesport». Wo seht ihr den grössten Handlungsbedarf?
Claudia Lämmli: Im Idealfall kann dieses Thema dank einer entsprechenden Unternehmenskultur natürlich wachsen, ohne Quotenvorgaben. Ich denke, dass Swiss-Ski diesen Anspruch erfüllt. Wir arbeiten kontinuierlich daran, uns von alten Rollenbildern im Schneesport zu lösen. Je nach Stufe ist der Job des Trainers und der Trainerin nicht besonders kompatibel mit einem Familienalltag. Wir bleiben gefordert, moderne Modelle zu ermöglichen.