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REPORT

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Frauen im Schneesport

Porträts, Interviews und weitere Informationen über Trainerinnen, Athletinnen und Frauen in Führungspositionen

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Frauen im Schneesport

Während im Breiten- wie im Leistungssport der Frauenanteil erfreulicherweise kontinuierlich steigt, sind in den Führungsetagen von Verbänden und Sportorganisationen sowie in den Betreuungsteams Frauen noch immer unterrepräsentiert. Ob im Leistungssport, im Nachwuchsbereich oder im Breitensport: Begleitet werden die Schneesportlerinnen und Schneesportler auf ihrem Weg meist von Männern. Das Training wird von Trainern organisiert, die Ski werden vom Servicemann präpariert, der Skiclub wird vom Präsidenten geleitet. Es gibt zwar immer wieder Frauen, die wichtige Positionen in verschiedenen Bereichen des Schneesports einnehmen. Die Geschlechterungleichheit in Bezug auf Funktionärinnen und Trainerinnen besteht aber weiterhin.

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durch das Dossier «Frauen im Schneesport»

... und lass dich inspirieren von Porträts, Interviews und Statements von aktuellen Trainerinnen, Athletinnen sowie Frauen in Führungspositionen und gelange über die weiterführenden Links zu vertieften Informationen. Erfahre, was bereits getan wird, um die Präsenz von Frauen im Schneesport zu erhöhen, und was noch getan werden muss.

Get-together der Frauen im Schneesport

Um die Präsenz von Frauen in Führungspositionen und in Betreuungsteams zu fördern, hat Swiss-Ski im Mai 2022 eine Arbeitsgruppe «Frauen im Schneesport» ins Leben gerufen. Als eine erste Massnahme fand am 24. September 2022 in Bern ein Get-together der Frauen im Schneesport statt. Die zahlreichen Teilnehmerinnen gingen dabei der Frage nach, was gemacht werden kann respektive muss, damit in Zukunft mehr Frauen eine Funktion im Schneesport ausüben, und erarbeiteten einen Katalog an Ideen für Lösungsansätze.

Swiss-Ski organisierte das erste Get-together der Frauen im Schneesport. Im Bild: Claudia Lämmli, COO/CFO.

Stephan Bögli

«Wir brauchen mehr Frauen im Schneesport, sei es als Athletinnen, Trainerinnen, Funktionärinnen oder als Funktionsträgerinnen in Clubs und Verbänden», so die Forderungen am Get-together.

Stephan Bögli

Die Teilnehmerinnen erarbeiteten Lösungsansätze, damit der Frauenanteil langfristig erhöht und das Geschlechterverhältnis im Schneesport entsprechend angeglichen werden kann. Ebenfalls mit dabei war die Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami.

Stephan Bögli
80

Rund 80 Frauen nahmen am ersten Get-together der Frauen im Schneesport vom 24. September 2022 teil.

Dies war ein erster Schritt einer langfristig ausgerichteten Strategie von Swiss-Ski, um den Frauenanteil in verschiedenen Funktionen im Schneesport zu erhöhen. Dabei ging es jedoch nicht darum, über die aktuelle Situation zu diskutieren. Vielmehr wurde der Blick nach vorne gerichtet, indem Lösungsansätze erarbeitet wurden, damit der Frauenanteil langfristig erhöht und das Geschlechterverhältnis im Schneesport entsprechend angeglichen werden kann.

«Wir nehmen viele Inputs von diesem Treffen mit und haben durch die Teilnehmenden eine Vielzahl an Anhaltspunkten erhalten, wie künftig mehr Frauen eine Funktion im Schneesport ausüben werden. Ich freue mich sehr, dass sich Frauen aus der gesamten Schweiz, junge und ältere, aktive und ehemalige Athletinnen, Trainerinnen und Funktionärinnen an diesem Prozess beteiligt haben.»

Marlen Marconi, Leiterin Strategische Projekte bei Swiss-Ski


Zum ausführlichen Bericht

21 %

Auf insgesamt 282 Mitarbeitende inklusive Trainer:innen bei Swiss-Ski in diesem Winter kommen derzeit 60 Frauen. Damit beträgt der Frauenanteil bei den Mitarbeitenden im Monatslohn, welche innerhalb und ausserhalb des Home of Snowsports in Worblaufen tätig sind, zurzeit 21 %.

Simone Oehrli (rechts) ist seit zwei Jahren Telemark-Trainerin und damit eine der wenigen Frauen im Schneesport mit einer Führungsfunktion.

Swiss-Ski

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um Führungspositionen im Sport für Frauen attraktiver zu gestalten?

Dazu hat Swiss-Ski 2022 die Arbeitsgruppe «Frauen im Schneesport» ins Leben gerufen und das erste Get-together der Frauen im Schneesport organisiert. Was aber denken Betroffene selbst über das Thema «Frauenförderung im Spitzensport»?

Im «Snowactive», dem Verbandsmagazin von Swiss-Ski, erläutern die Schweizer Telemark-Athletinnen Beatrice Zimmermann und Amélie Wenger-Reymond sowie die ehemalige Athletin und heutige Trainerin Simone Oehrli, wie sie über das Thema Frauen in Führungspositionen denken und welche Bedingungen ihrer Meinung nach erfüllt sein müssen, um Führungspositionen im Sport für Frauen attraktiver zu gestalten.

Zum Artikel im Snowactive, Ausgabe November 2022

 

41 %

294 Athletinnen und Athleten waren in der Saison 2022/23 in einem Swiss-Ski Kader. 122 davon waren Frauen. Oder in Prozenten ausgedrückt: Der Frauenanteil in den elf Swiss-Ski Disziplinen betrug vergangene Saison 41 %.

«Weibliche Vorbilder spielen eine entscheidende Rolle in der Förderung von Frauen in Führungspositionen im Schweizer Schneesport. Sie dienen als inspirierende Beispiele und zeigen, dass Frauen in der Branche erfolgreich sein können. Durch ihre Präsenz und Erfolge ermutigen sie andere Frauen, ihre Karrieren im Schneesport voranzutreiben und ebenfalls Führungspositionen anzustreben.»

Florence Koehn, Mitglied des Präsidiums von Swiss-Ski sowie Präsidentin des Exekutivrats NLZ Brig Nordisch,
Projektverantwortliche Leysin Big Air Bag und ehemalige Präsidentin von Ski Romand

Florence Koehn setzt sich unermüdlich dafür ein, die Bedingungen von Frauen im Schneesport zu verbessern. Hier am ersten Get-together der Frauen im Schneesport in Bern.

Stephan Bögli

Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen

Welche Rolle spielen weibliche Vorbilder?

Weibliche Vorbilder helfen dabei, traditionelle Geschlechterstereotypen und Vorurteile zu überwinden. Sie zeigen, dass Geschlecht grundsätzlich keine Rolle spielt, in Führungsrollen erfolgreich zu sein. Indem sie ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge teilen, ermutigen sie andere Frauen, sich Herausforderungen zu stellen und ihre Ziele zu verfolgen.

Darüber hinaus spielen weibliche Vorbilder eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines unterstützenden Netzwerks für Frauen im Schneesport. Sie können Mentorinnen, Ratgeberinnen und Unterstützerinnen sein, die anderen Frauen helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, ihr Potenzial auszuschöpfen und berufliche Herausforderungen zu bewältigen. Entsprechend ist es wichtig, dass weibliche Vorbilder in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden.

Zum Thema «Vorbilder»: Artikel im Magazin SPORTLERIN, Ausgabe Nr. 9

50 %

In der sechsköpfigen Geschäftsleitung war das Verhältnis Frauen / Männer im vergangenen Geschäftsjahr ausgeglichen: Mit Annalisa Gerber, Guri Knotten und Claudia Lämmli standen drei Frauen drei Männern gegenüber.

Tamara Wolf und Marine Héritier: Inspiration und Vorbilder für andere Frauen

Marine Héritier ist seit Januar 2023 Direktorin bei Ski Valais, nota bene die erste Frau in dieser Funktion. Die ehemalige Skirennfahrerin Tamara Wolf gehört seit 2021 dem Präsidium von Swiss-Ski an, als erst zweite Frau in der bald 120-jährigen Geschichte des Schweizer Skiverbands. Beide Frauen zeigen, dass Frauen im Schneesport sehr wohl wichtige Führungsfunktionen innehaben können.

Nachfolgend sprechen Marine Héritier und Tamara Wolf darüber, woran es ihrer Erfahrung nach liegt, dass es im Schneesport nach wie vor nur wenig Frauen in leitenden Positionen gibt, welches die grössten Hürden sind und welche Ratschläge sie für junge Frauen, die eine Karriere in Führungspositionen anstreben haben, bereithalten.

«Scheut euch nicht, Risiken einzugehen und lasst euch von der Angst vor dem Versagen unter keinen Umständen einschränken»: Marine Héritier, Direktorin Ski Valais.

Marine Héritier, Sie sind seit Januar 2023 Direktorin bei Ski Valais und damit die erste Frau in dieser Funktion. Wie ist es dazu gekommen?

Nachdem ich viele Jahre für die Credit Suisse sowie Ernst & Young gearbeitet hatte, ergriff ich anfangs Jahr mit Begeisterung die Gelegenheit, Direktorin von Ski Valais zu werden. In dieser Funktion kann ich meine Leidenschaft für den Sport ideal mit meiner Erfahrung in der Wirtschaft und im Finanzwesen kombinieren. Dank der wertvollen Unterstützung aller Mitarbeitenden konnte ich innert Kürze meinen beruflichen Werdegang mit den spezifischen Kenntnissen des Skisektors ergänzen. Ich fühle mich geehrt, diese Position innehaben zu dürfen, und bin mir der Verantwortung, die ich trage, durchaus bewusst. Es ist mir zudem ein Anliegen, als Inspiration für Frauen zu dienen, welche ebenfalls Führungspositionen im Sport und insbesondere im Skisport anstreben, und ihnen zu zeigen, dass es möglich ist, Barrieren zu durchbrechen und Ambitionen zu verwirklichen.

«Vorbilder helfen, das Selbstvertrauen von Frauen zu stärken und sie zu ermutigen, den Schritt zu wagen und die Herausforderung anzunehmen»: Tamara Wolf, Präsidiumsmitglied Swiss-Ski.

Stephan Bögli

Tamara Wolf, zehn Jahre nach Ihrem Rücktritt als aktive Skirennfahrerin sind Sie im Juni 2021 ins Präsidium von Swiss-Ski gewählt worden, als erst zweite Frau neben Florence Koehn. Was waren Ihre Beweggründe, sich als Kandidatin aufstellen zu lassen?

Nach meiner sportlichen Karriere wollte ich mich zuerst auf meine Ausbildung und berufliche Laufbahn konzentrieren. Über einen Zeitraum von acht Jahren habe ich Schule und Arbeit parallel verfolgt, wodurch kaum Raum für weitere Engagements blieb. Dennoch war mir immer bewusst, dass ich in irgendeiner Form zum Sport zurückkehren möchte, da er eine enorme Bedeutung in meinem Leben hat. Als Co-Kommentatorin bei SRF wurde mir erneut klar, welche Leidenschaft ich noch immer für den Sport hege. Als nach dem Rücktritt von Urs Winkler eine Position im Präsidium von Swiss-Ski frei wurde, war dies der Auslöser für meine Ambitionen, mich in dieser Funktion für den Schneesport zu engagieren.

Marine Héritier und Tamara Wolf, Sie sind beide eher die Ausnahme denn die Regel, wenn es um Frauen in Führungspositionen geht. Warum tun sich Frauen Ihrer Meinung nach schwer mit Führungsfunktionen generell – und im Schneesport?

Tamara Wolf: Der Schneesport, insbesondere Führungsfunktionen im Schneesport, wird historisch von Männern dominiert. Wobei es zu erwähnen gilt, dass Swiss-Ski diesbezüglich vielen anderen Sportverbänden einen Schritt voraus ist: In der sechsköpfigen Geschäftsleitung war das Verhältnis Frauen/Männer bisher ausgeglichen, und im Präsidium sind mit Florence Koehn und mir seit 2021 erstmals in der Geschichte von Swiss-Ski zwei Frauen vertreten. Damit beträgt der Frauenanteil im strategischen Organ von Swiss-Ski rund 30%. Nun, weshalb fehlen Frauen in Führungsfunktionen überhaupt? Ich kann mir vorstellen, dass Frauen oftmals das Selbstvertrauen oder der Mut fehlt, sich dieser Herausforderung zu stellen. Es braucht ein bestimmtes Mass an Entschlossenheit, diesen Schritt zu wagen. Eine andere Thematik ist sicherlich die Vereinbarkeit mit der Familie und dem Beruf, welche Frauen davon abhält, eine Führungsfunktion anzustreben.

Marine Héritier: Meiner Meinung nach kann sogar von Vorteil sein, als Frau in einer solchen Führungsposition zu sein. Frauen bringen einen anderen Blick auf verschiedene Aspekte des Berufs mit und öffnen Türen für potenzielle Veränderungen. Zurzeit werden viele Anstrengungen unternommen, um die Chancengleichheit in allen Bereichen, auch im Schneesport, zu fördern und die Beteiligung von Frauen in Führungspositionen zu fördern. Ich denke dabei insbesondere an Sensibilisierung, Bildung, die Förderung und Sichtbarmachung inspirierender weiblicher Vorbilder sowie die Schaffung eines integrativen Umfelds und die Verabschiedung gerechter politischer Massnahmen.

 

Marine Héritier, Sie haben eben die «Sichtbarmachung weiblicher Vorbilder» erwähnt. Wie wichtig sind weibliche Vorbilder, beispielsweise als Mentorinnen, in dieser ganzen Thematik?

Marine Héritier: Für das Vorankommen von Frauen in Beruf und Sport spielen weibliche Vorbilder eine wichtige Rolle. Sie inspirieren oder ermutigen andere Frauen, indem sie ihnen zeigen, dass es möglich ist, Hindernisse zu überwinden und ihre beruflichen Ziele zu erreichen. Ich für meinen Teil hatte auf meinem beruflichen Weg immer eine inspirierende Frau oder Mentorin. Also ein Vorbild, das inspiriert, seine Erfahrungen teilt und beim beruflichen Aufstieg anleitet.

Tamara Wolf: Weibliche Vorbilder sind in der Tat sehr wichtig. Durch das Teilen von Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolgen können sie andere Frauen ermutigen, sich Herausforderungen zu stellen und ihre Ziele zu verfolgen. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, Beispiele solcher Vorbilder aufzuzeigen. Zudem hilft es sicherlich, sich eine Mentorin zu suchen und Infos und Tipps bei einer anderen Frau abzuholen. In der Geschichte gibt es viele tolle Frauen, die auf der ganzen Welt sehr viel erreicht haben.
 

Tamara Wolf und Marine Héritier, Sie sind beide Inspiration und Vorbilder für andere Frauen. Was raten Sie jungen Frauen, die eine Karriere in Führungspositionen anstreben – sei es im Schweizer Schneesport oder in anderen Bereichen?

Tamara Wolf: Habt den Mut, etwas zu wagen und aus eurer Komfortzone rauszukommen. Sucht euch eine Mentorin, die euch unterstützt. Tretet klar und selbstbewusst für eure Anliegen ein. Definiert eure Ziele und konkreten Anliegen und lasst euch nicht sofort vom Kurs abbringen. Übrigens: Auch von einer Niederlage kann man lernen und gestärkt herauskommen. Und vergesst eines nicht: Indem ihr neue und andere Perspektiven reinbringt, könnt ihr einen grossen Mehrwert bringen. Davon profitieren alle!

Marine Héritier: Wenn ich jungen Frauen in aller Bescheidenheit ein paar Tipps geben könnte, dann wären das folgende:

  • Seid ehrgeizig und setzt euch klare Ziele.
  • Investiert in eure persönliche und berufliche Entwicklung. Sucht nach Möglichkeiten, euch weiterzubilden, Mentorin zu werden oder eure Fähigkeiten zu erweitern.
  • Scheut euch nicht, Risiken einzugehen und lasst euch von der Angst vor dem Versagen unter keinen Umständen einschränken. Seid bereit, gegebenenfalls eure Komfortzone zu verlassen, Chancen zu packen und die Initiative zu ergreifen.   
  • Vertraut euch selbst: Vertraut auf eure Fähigkeiten und euren Wert. Unterschätzt euer Potenzial nicht und lasst euch auch nicht von allfälligen Zweifeln entmutigen.
  • Und denkt zu guter Letzt daran, dass jeder Weg einzigartig ist. Bleibt euch also treu und seid beharrlich. Manchmal schliesst sich eine Tür, damit sich eine andere öffnen kann.
     

Zum vollständigen Interview

 

30 %

Im siebenköpfigen Präsidium von Swiss-Ski sind mit Florence Koehn und Tamara Wolf seit 2021 erstmals in der Geschichte von Swiss-Ski gleich zwei Frauen vertreten. Damit beträgt der Frauenanteil im strategischen Organ von Swiss-Ski knapp 30 %.

Andrea Zumbach und Martina Vontobel: Vereins-Vorsitzende und Zwillingsschwestern

Andrea Zumbach, Präsidentin Renngruppe Zürcher Oberland.

Reto Loser

Führen Frauen anders als Männer?

Andrea Zumbach, Präsidentin Renngruppe Zürcher Oberland:

«Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, wie man führt, hat vor allem mit der eigenen Persönlichkeit und den Erfahrungen des eigenen Lebens zu tun. Zurzeit habe ich einen für mich sehr guten Chef mit einem mir sehr entsprechenden Führungsstil. Was mir entspricht, entspricht anderen Mitarbeitenden jedoch nicht oder weniger. Ebenfalls habe ich eine Co-Chefin, aber auch ihr Führungsstil und ihre Arbeitsweise entsprechen mir sehr. Was ich jedoch denke, ist, dass Frauen organisatorische Bereiche effizienter und übersichtlicher handeln. Dies beobachte ich jedoch nicht nur bei führenden Personen, sondern auch im ganz normalen Alltag. Aber auch hier: Es gibt immer auch Ausnahmen mit Männern, die dies hervorragend machen.»


Martina Vontobel, Vizepräsidentin Renngruppe Zürcher Oberland:

«Ob Frauen anders führen als Männer, werde ich so nicht beurteilen. Wenn man die Motivation für ein Amt hat, ist man mit Verantwortung und Leidenschaft dabei, egal ob männlich oder weiblich. Zudem denke ich, dass es auch eine Charaktersache ist, wie eine Person führt. Das Geschlecht ist hierbei nebensächlich. Ich denke aber, dass das klassische Rollenbild gesellschaftlich gesehen noch immer sehr verankert ist und sich Frauen in Führungsrollen anders behaupten müssen als Männer.»

Andrea Zumbach und Martina Vontobel.

Reto Loser

Welche Eigenschaft hättest du gerne von deiner Zwillingsschwester?


Andrea Zumbach, Präsidentin Renngruppe Zürcher Oberland:

«Keine. Wir entstanden aus einer Eizelle. Wir teilen die gleich DNA. Was schon früh aufgefallen ist, ist, dass wir in einigen Aspekten unterschiedlich sind. Sie ist Linkshänderin, ich Rechtshänderin. Dementsprechend konnten wir auch beobachten, dass Martina in mathematischen Dingen sowie im logischen und rationalen Denken begabter ist als ich. Alles Aufgabenbereiche der linken Hirnhälfte. Ich dafür bin immer sehr sprunghaft, neugierig, teilweise sogar chaotisch und emotional. Meine rechte Hirnhälfte setzt sich also in meiner Persönlichkeit durch. Wir ergänzen uns daher sehr gut. Im Arbeiten am Arbeitsort oder im Verein sind wir beide sehr effizient, organisiert und zielstrebig. Folglich würde ich keine Eigenschaft von ihr übernehmen wollen, da wir zu zweit ein gutes Ganzes ergeben. Aber ich finde es sehr spannend, wie wir unser ‹Wir› bilden.»

Martina Vontobel, Vizepräsidentin Renngruppe Zürcher Oberland:

«Meine Zwillingsschwester ist in ihrer Art, den Verein zu führen, sehr pflichtbewusst. Sie setzt sich sehr ein und bildet sich mit Weiterbildungen im Vereinswesen auf diversen Ebenen weiter. Sie sieht Zusammenhänge, die mir erst dann bewusst werden, wenn sie sie mir erklärt. Dieses Pflichtbewusstsein fehlt mir manchmal. Ich bin eher der Typ, der Geselligkeit liebt und sich darum auch engagiert. Daher würde ich nicht nein sagen, wenn ich etwas von diesen Eigenschaften abbekäme.»

Martina Vontobel, Vizepräsidentin Renngruppe Zürcher Oberland.

Reto Loser

Was ist dein Ziel als Präsidentin respektive Vizepräsidentin der Renngruppe Zürcher Oberland?

Andrea Zumbach, Präsidentin Renngruppe Zürcher Oberland:

«Der Verein bedeutet für mich eine Art Familie, in der ich, seit ich Kind war, zu Hause bin. Ich beobachte in der RGZO, dass dies aber nicht nur für mich zutrifft. Es wird sich für den Sport, die Kinder und Jugendlichen und die Freunde des Skirenn- und Skisports engagiert. Dies ehrenamtlich und mit voller Leidenschaft. Mein Ziel ist es, diese Leidenschaft zu bewahren und auch in Zukunft für skibegeisterte Familien und Personen im Verein ein Zuhause zu bieten. Dies natürlich auf dem aktuellsten Stand, mit viel Fachwissen und Herzblut. Weiter ist es ein grosses Ziel mit den Herausforderungen, die auf unsere Sportart zukommen, etwa dem Klimawandel, umzugehen und diese zu meistern. Ein Ziel von mir ist es, die Interessen und Rechte der Mitglieder zu erkennen und diese ins Vereinsleben zu integrieren. Bei rechtlichen Aspekten muss ich jedoch noch sattelfester werden und möchte zeitnah eine entsprechende Ausbildung absolvieren.»


Martina Vontobel, Vizepräsidentin Renngruppe Zürcher Oberland:

«Ich möchte gerne, dass unser Verein sich weiterhin modernisiert und weiterentwickelt und somit auch konkurrenzfähig ist und bleibt. Es soll ein Verein bleiben, der das familiäre Umfeld bewusst pflegt und für neue Mitglieder attraktiv ist. Mir ist wichtig, dass Kinder und deren Familien bei uns im Verein ihre Leidenschaft ausleben und wir deren Ansprüchen gerecht werden können.»

43 %

Der Grand Prix Migros ist das grösste Skirennen der Welt für Kinder und Jugendliche zwischen acht und 16 Jahren. Der Mädchenanteil beträgt heuer 43 %, das heisst von 5493 Teilnehmenden sind 2382 Mädchen.

Luana Bergamin, ehemalige Skirennfahrerin und heutige Sportfunktionärin.

Sundroina Pictures

Luana Bergamin: Die Netzwerkerin

«Ich bin eine Person, die sich grundsätzlich gern mit anderen austauscht»

Auf ihrem LinkedIn-Profil steht: «Sportwissenschaftlerin, Unternehmerin, Co-Präsidentin und Mitgründerin sporti{f}, Mitte Grossrätin Graubünden». Wer das liest, dem ist klar: Luana Bergamin ist eine Powerfrau, wie sie im Buche steht. Die 38-Jährige ist aber nicht nur eine engagierte Unternehmerin und Sportmanagerin, sondern auch eine hervorragende Netzwerkerin, die es wie kaum jemand sonst schafft, Menschen zusammenzubringen, um gemeinsam hochgesteckte Ziele zu erreichen. Besonders am Herzen liegen der ehemaligen Skirennfahrerin die Themen Inklusion, Chancengleichheit und Diversität.

Der Plan wäre eigentlich ein anderer gewesen: Eigentlich wollte Luana Bergamin Ski-Profi werden. Wie so oft spielte das Leben nicht ganz mit, eine hartnäckige Erkrankung an Pfeiffer’schem Drüsenfieber machte der Absolventin des Sport-Gymnasiums Davos einen Strich durch die Rechnung, und so kehrte die Bündnerin mit 20 Jahren dem aktiven Skirennsport den Rücken – nicht aber dem Sport an sich: Luana Bergamin studierte in Bern Wirtschaft und Sport, war danach in diversen Sportverbänden tätig und konzipiert und organisiert heute mit ihrer eigenen Agentur Sportevents. Sie ist zudem OK-Präsidentin für den Ski-Weltcup Lenzerheide – und damit erste Frau an der Spitze eines Weltcup-OKs –, amtet nebenbei am Lauberhornrennen als Rennsekretärin und ist an den IBU Biathlon World Championships 2025 für den Bereich Event-Marketing und Ticketing verantwortlich. «Auch wenn es mit der Sportkarriere nicht geklappt hat, bin ich dem Sport treu geblieben, einfach als Sportfunktionärin, und durfte so meine Leidenschaft dennoch zum Beruf machen.»

Mit derselben Leidenschaft, mit welcher Luana Bergamin einst selbst Sport trieb, setzt sie sich heute für den Sport ein. Die Bündnerin verfolgt ihre Anliegen im Behindertensport und für Frauen im Sport zielstrebig und mit viel politischem Gespür. Entsprechend überrascht es wenig, dass sie auch politisch engagiert ist. «Für mich sind Sport und Politik sehr eng verflochten», bestätigt Bergamin. Deswegen habe sie irgendwann angefangen, sich mit der Sportpolitik auseinanderzusetzen. Ihr Engagement für Frauen im Sport gipfelte darin, dass sie im Herbst 2019 gemeinsam mit 20 anderen engagierten Frauen mit «Sporti{f} - the community for women in sport» eine Plattform für Sportlerinnen und Frauen geschaffen hat, auf der Frauen, die privat oder beruflich im Sport tätig sind, ihre Erfahrungen teilen, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam ihre Stärken im Sport entfalten können. Parallel dazu sei sie in die Politik gerutscht und habe festgestellt: «Das gefällt mir!» Engagement in der Politik bedeute für sie, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und Zukunft generationengerecht zu gestalten. «Ausserdem: Netzwerken, mit Leuten reden, Lösungen finden – das entspricht mir, das ist mein Ding.»

Aussagen aus: Luana Bergamin – Status: Bündnerin! Ein Film von Roland Steffen.

«Ganz gleich, ob es um Geschlecht, Herkunft, Alter, Behinderung oder Sprache geht: Ich setze mich im Beruf wie auch privat für eine diverse und inklusive Gesellschaft ein. Ich bin überzeugt, dass Diversität und Inklusion grundlegende Werte sind, die in der Gesellschaft unbedingt gefördert werden sollten.»

Luana Bergamin

Ein Vorbild für andere Frauen

Luana Bergamin, die dem Grossen Rat des Kantons Graubünden angehört und seit einem Jahr Präsidentin der Bürgergemeinde Vaz/Obervaz ist, ist eine begnadete Netzwerkerin. Sie tanzt auf vielen Hochzeiten, und doch bewegt sie sich auf den diversen Parketten zielstrebig und sicher, sei es im Sport, in der Gesellschaft oder in der Politik. Mit ihrem Engagement für Diversität, Inklusion und die Förderung von Frauen im Sport prägt Luana Bergamin die Schweizer Sportlandschaft nachhaltig.

Zur Person

Luana Bergamin, geboren in Vaz/Obervaz, ist Sportwissenschaftlerin und Unternehmerin. Seit 2022 gehört sie zudem dem Grossen Rat des Kantons Graubünden an und kandidiert aktuell für den Nationalrat, wo sie den Bereich Sport/Events repräsentieren möchte. Als Sportfunktionärin war die ehemalige Spitzensportlerin Ski Alpin und Guide des Swiss Paralympic Ski-Teams bereits für verschiedene Verbände und Organisationen tätig. Unter anderem amtete sie als «Chefin de Mission» der Paralympischen Spiele 2018 in Pyeongchang, ehe sie während zwei Jahren als COO bei Swiss Cycling engagiert war. Im vergangenen Jahr wurde Luana Bergamin schliesslich zur OK-Präsidentin des alpinen Ski-Weltcups in Lenzerheide gewählt. Zudem führt die Bündnerin ihre eigene Sport- und Eventberatungsfirma Bergamin Sport Conceptions.

50 %

An vier Weltmeisterschaften in den Olympia-Schneesportarten hat Swiss-Ski 2022/23 17 Medaillen gewonnen und liegt damit hinter Norwegen und Schweden im Overall-Medaillenspiegel auf dem 3. Platz. Für neun und damit mehr als die Hälfte der 17 Medaillen zeichneten Athletinnen (mit-)verantwortlich.

Weibliche Vorbilder

Auch im sportlichen Kontext wichtig

Weibliche Vorbilder spielen nicht nur bei der Förderung von Frauen in Führungspositionen im Schweizer Schneesport eine entscheidende Rolle, sondern auch in der sportlichen Entwicklung von Mädchen und jungen Frauen.

Swiss-Ski hat mit dem Snowboard Girls Camp, dem Freeski Girls Camp sowie dem Skicross Girls Camp drei Projekte speziell für Mädchen ins Leben gerufen, welche darauf abzielen, mehr junge Frauen für den Freestyle-Sport zu begeistern.

Interessierte Mädchen sollen im Rahmen dieser Camps ganz konkret von den Erfahrungen ihrer weiblichen Vorbilder profitieren, und zwar nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch im Umgang mit Erfolgen sowie mit Rückschlägen. So konnten im vergangenen Winter rund 70 Mädchen und Jugendliche unter der fachkundigen Anleitung von Spitzenathletinnen wie Fanny Smith, Talina Gantenbein, Sixtine Cousin, Sina Candrian und Giulia Tanno beim Snowboard Girls Camp in Laax, beim Freeski Girls Camp in Lenzerheide sowie beim erstmalig durchgeführten Skicross Girls Camp in St. Moritz zwei Tage lang die Grundlagen der jeweiligen Sportart erlernen und ihre Fähigkeiten verbessern.

Am Freeski Girls Camp in Lenzerheide zeigte die zweifache Weltcup-Siegerin Giulia Tanno den motivierten Teilnehmerinnen coole Freeski-Tricks.

Valentin Müller

Egal ob Anfängerin oder bereits Fortgeschrittene: Alle hatten ihren Spass!

Valentin Müller

Über 40 Mädchen hatten im Rahmen des Swiss-Snowboard Girls Camp in Laax derweil die Gelegenheit, zusammen mit der Freestyle-Snowboarderin Sina Candrian an ihren Fähigkeiten zu feilen.

Valentin Müller
50 %

Im Ski Alpin beträgt der Frauenanteil im Nationalkader 43.75 %, im A-Kader 71.43 %, im B-Kader 44.12 % und im C-Kader 40.48 %. Macht also über alle vier Kaderstufen hinweg ebenfalls 50 %.

Swiss-Ski Geschäftsleitungsmitglied Claudia Lämmli findet Nicole Brandes inspirierend, insbesondere ihr Buch "Weiblich, wild & weise": «Es behandelt die relevanten Aspekte, um sich in einer männerdominierten Welt erfolgreich zu behaupten.»

Swiss-Ski/Stephan Bögli

Weltfrauentag vom 8. März 2023

«Es gibt keine Grenzen für das, was Frauen erreichen können»

Swiss-Ski hat den Weltfrauentag 2023 zum Anlass genommen, Frauen als Vorbilder sichtbarer zu machen. Wir haben Frauen, die alle in irgendeiner Weise im Schweizer Schneesport engagiert sind, gefragt, wer ihr persönliches Vorbild ist und warum. Dabei sind persönliche, spannende und inspirierende Aussagen zusammengekommen.

100 %

Langlauf war in der vergangenen Saison die einzige Swiss-Ski Sportart, bei welcher der Frauenanteil im Nationalteam höher war als der Männeranteil: Einzig die Luzernerin Nadine Fähndrich hatte in der Saison 2022/23 Nationalteam-Kaderstatus.

Empowerment von Frauen im Schneesport: Von der Sensibilisierung zur Gleichstellung

Marlen Marconi ist als Leiterin Strategische Projekte bei Swiss-Ski unter anderem zuständig für die Themen Nachhaltigkeit, Gender und Ethik. Die Frauenförderung im Schneesport ist für die Bündnerin ein Herzensthema. Gemeinsam mit Swiss-Ski Präsidiumsmitglied Florence Koehn hat sie das erste Get-together im Schneesport in Bern initiiert. Laut Marlen Marconi gibt es verschiedene Ansätze, um die Geschlechterungleichheit im Schneesport zu bekämpfen und mehr Frauen für Führungspositionen und weitere Positionen zu gewinnen:

  1. Förderung von Chancengleichheit: Der Zugang von Frauen zu Sportarten und Sportorganisationen muss verbessert werden, indem Hindernisse wie finanzielle Barrieren, Geschlechterstereotype und traditionelle Rollenbilder abgebaut werden.
  2. Bewusstsein schaffen: Es ist wichtig, Bewusstsein für Geschlechterungleichheit zu schaffen und die Menschen dazu zu ermutigen, gegen Vorurteile und Stereotype anzukämpfen. Sensibilisierungsmassnahmen wie zum Beispiel dieses Dossier können helfen, Veränderungen herbeizuführen.
  3. Sichtbarkeit: Die Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen und Trainingsrollen ist von grosser Bedeutung. Es braucht Role Models, Vorbilder also, an denen sich andere Frauen orientieren können und die Mädchen und Frauen ermutigen, ihre eigenen Ambitionen im Sport zu verfolgen.
  4. Unterstützung von Frauen im Sport: Es braucht Unterstützungssysteme, die Frauen dabei helfen, Führungspositionen und Trainingsrollen im Sport zu übernehmen. Dies kann durch Mentoring-Programme, spezielle Schulungen und Förderprogramme erreicht werden.

Swiss-Ski legt im langfristig ausgerichteten Programm «Frauen im Schneesport» den Fokus auf vier Handlungsfelder: Empowerment, Guidance, Visibility & Portrayal, Safe & Inclusive Environment. In diesen Feldern werden in den nächsten Jahren verschiedene Ansätze verfolgt und Projekte umgesetzt, um künftig ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis in den Führungspositionen und in den Betreuungsteams im Schneesport zu haben.

«Der Sport, aber auch die Gesellschaft müssen sich weiterentwickeln. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, um die Geschlechterungleichheit zu überwinden und eine gerechtere Vertretung von Frauen im (Schnee-)Sport zu erreichen. Es sind alle gefordert – jede und jeder Einzelne, wir als Verband, unsere Skiclubs und Regionalverbände, und auch Swiss Olympic und das BASPO. Indem wir die vorhandenen Barrieren abbauen sowie Frauen für Führungspositionen oder eine Rolle als Trainerin ermutigen, können wir zu einer diverseren und gerechteren Sportwelt beitragen.»

Marlen Marconi, Leiterin Strategische Projekte bei Swiss-Ski

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